Wissenschaftliche Forschung erhebt für sich selbst den Anspruch, emotionsfrei und somit rein faktenbasiert zu sein.
Ein interdisziplinär angelegtes Forschungsprojekt der FU Berlin geht nunmehr jedoch der Frage nach, inwieweit Emotionen die wissenschaftlichen Ergebnisse beeinflussen.
Mathematik und Physik wirklich emotionsfrei?
In der Mathematik und Physik ist Sachlichkeit sicherlich nahezu vollständig gewährleistet, es seid denn, die Forscher streiten über die Gültigkeit oder Nichtgültigkeit einer Formel. In den Geisteswissenschaften sieht dies jedoch vielfach völlig anders aus. So ist in der Archäologie der bisherige Erkenntnisstand zugleich allgemeine Lehrmeinung.
Archäologie: Kampf um die eigene Reputation
Ein „es könnte auch sein dass…“, gibt es dort nicht, zumindest solange nicht, bis etwas anderes durch Funde belegt ist. Hier bildet sich jedoch eine durch Emotionen überlagerte Lehrmeinung heraus, die oftmals mit dem Ruf eines Lehrstuhlinhabers konform geht. Ist seine Lehrmeinung durch neue Erkenntnisse überholt, sinkt zugleich der Nimbus des einst so hochgelobten Professors. Dies ist auch der Grund, warum viele archäologische Lehrstuhlinhaber beispielsweise andere Lehrmeinungen zum Teil mit einer Emotionalität angreifen, wie sie ihres Gleichen sucht.
Emotionen in der Ethnologie
Auch in der Ethnologie sind Feldforschungen oftmals nicht emotionslos durchführbar. Gewonnene Eindrücke beispielsweise über das Leben von Kindern in Slums oder das Leben von Hartz-IV-Kindern in Deutschland (Beispiel der Soziologie) lassen sich so nicht einfach durch eine sachliche Auswertung relativieren. Das Forschungsprojekt der FU Berlin will nun versuchen, die Emotionalität in der Wissenschaft aufzudecken. Dadurch ließe sich auch die „menschliche Fehlerquelle“ der Emotionen durch daraus abgeleitete statistische Berechnungsmethoden herausrechnen und damit eine emotionale Arbeit letztlich in eine rein sachliche Arbeit umgestalten. Insofern soll das Forschungsprojekt dazu beitragen, die Forschung selbst kritisch zu hinterfragen.